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Der Drache vom roten Berg

Es war einmal vor langer Zeit in einem fernen Königreich. Da lebte ein König mit seiner Frau und seiner hübschen Tochter, Prinzessin Isabelle. Der König war ein guter, gerechter König und alle Menschen in seinem Königreich lebten in Frieden und mussten keinen Hunger leiden. Aber eines Tages wurde der Frieden plötzlich unterbrochen, als ein Drache in das Königreich kam und drohte das Land zu verwüsten, wenn der König nicht seine hübsche Tochter an ihn ausliefern würde. Da erschrak das Königspaar und alle Menschen in dem Königreich. Der König bot dem Drachen ganze Kuhherden an, wenn er seine Tochter in Ruhe lassen würde. Da wurde der Drache so zornig, dass er begann die Felder, Äcker und Wiesen mit seinem Feuer zu verbrennen. Die Menschen bekamen Angst und dem König blieb nichts anderes übrig, als seine Tochter dem Drachen zu geben. Der Drache packte Prinzessin Isabelle und verschwand zu seiner Behausung im roten Berg.

Nun trauerten die Menschen im ganzen Land um die liebreizende Königstochter und auf dem Schloss wurden schwarze Flaggen gehisst. Der König lies ausrufen, wer die Prinzessin errette und heil zurückbrächte, der bekäme das halbe Königreich und die Prinzessin zur Braut.

In dem Königreich lebten unter ärmlichen Verhältnissen drei Brüder, Kuno, Karl und Konstantin. Die hörten den Ruf des Königs. Der Älteste, Kuno, sagte: "Ich bin stark und mutig, ich werde die Prinzessin retten und dann werde ich reich.". Kuno lies sich von seiner Mutter Fleisch, Käse, Brot und Wein in den Ranzen packen, kaufte sich vom kargen Lohn des Vaters ein Schwert und zog los.

Nachdem er einige Zeit gewandert war, kam Kuno in einen tiefen Wald. Da es schon spät war, machte er sich ein Feuer, setzte sich auf einen Baumstamm und packte Fleisch, Käse, Brot und Wein aus und lies es sich gut gehen. Da kam ein Zwerg daher und bat um einen Platz am Feuer. Kuno sprach: "Scher dich fort du Wicht, ich bin ein mutiger Ritter mit wichtigem Auftrag und kann  mich nicht mit garstigem Gesindel abgeben!". Da rief der Zwerg: "Das soll dir teuer zu stehen bekommen!", und verschwand. Alsbald zog Kuno weiter. Als er einige Zeit gewandert war, kam er wieder an der Stelle an, wo er das erste Mal Rast gemacht hatte. Kuno war im Kreis gelaufen. Er machte eine Pause und lief dann wieder los.

Nachdem er drei Tage so im Wald wanderte und das Vesper aufgebraucht war, fand er endlich einen Weg aus dem Wald heraus und kam müde und hungrig am roten Berge an, wo der Drache hauste. Vor dem Berge angekommen rief Kuno mit lauter Stimme: "Drache, Drache komm heraus, sonst ist es mit dir aus!". Da lachte der Drache mit tiefer Stimme und kam mit großen Schritten, feuerspeiend, aus dem Berge herausgelaufen. Kuno bekam einen riesigen Schreck, versuchte sein Schwert zu heben und hielt es vor Angst zitternd und hungrig geschwächt, in die Höhe. Der Drache hatte leichtes Spiel, packte Kuno und warf ihn in das tiefste Verlies im roten Berg.

Nachdem nach sieben Tagen ihr ältester Bruder nichts von sich hatte hören lassen, machte sich Karl auf den Weg zum roten Berg. Er lies sich von seiner Mutter Brot, Käse und Wein in einen Rucksack packen, nahm das alte Schwert von seinem Vater und wanderte los. Auch er kam nach einiger Zeit in den tiefen Wald und da es schon spät war, machte er sich ein Feuer, setzte sich auf einen Baumstamm, packte Brot, Käse und Wein aus und lies es sich gut gehen. Da kam ein  Zwerg daher und bat um einen Platz am Feuer. Karl sprach: "Es ist reichlich Platz hier, du kannst dich dazusetzen. Nur Essen kann ich dir keines geben, ich habe nicht viel.". Der Zwerg setzte sich dazu und sagte: "Da du mir einen Platz am Feuer angeboten hast, zeige ich dir zum Dank den Weg zum roten Berg." Sprachs und deutete einen Weg entlang, den Karl bisher noch nicht bemerkt hatte und verschwand.

Karl ging den Weg entlang und kam zum roten Berg. Dort angekommen rief er mit lauter Stimme: "Drache, Drache komm heraus, sonst ist es mit dir aus!". Der Drache lachte laut und kam mit großen Schritten feuerspeiend aus dem Berge herausgelaufen. Karl erschrak gewaltig und konnte sich vor lauter Angst nicht mehr rühren. Da packte ihn der Drache und warf ihn zu seinem Bruder, in das tiefste Verlies im roten Berg.

Zu Hause machten sich die Eltern und der jüngste Bruder Sorgen. Und als auch Karl nach dem siebten Tag nicht nach Hause kam, beschloss Konstantin, seine Brüder zu suchen. Seine Mutter jammerte und rief, er möge bleiben, sie möchte nicht alle drei Söhne verlieren. Konstantin aber lies sich nicht beirren, nahm sich ein Laib Brot und ein Krug Wasser aus der Vorratskammer und da kein Geld mehr da war für ein Schwert, zog er mit bloßen Händen los.

Auch Konstantin kam, nachdem er einige Zeit gewandert war, zu der Stelle im tiefen Wald. Er machte sich ein wärmendes Feuer, setzte sich auf einen Baumstamm und packte sein Vesper aus. Da kam der Zwerg und bat um einen Platz am Feuer. Konastantin sprach: "Setz dich zu mir hin, hier ist reichlich Platz und wenn du Hunger hast, will ich mein Brot und Wasser mit dir teilen." Konstantin brach das Brot in zwei Teile und gab dem Zwerg eine Hälfte und reichte dem Zwerg den Krug mit Wasser. Als sie gegessen hatten, sagte der Zwerg: "Da du das Feuer und dein kärgliches Mahl mit mir geteilt hast, will auch ich dir helfen. Gehe den Pfad, den du dort siehst geradeaus. Nach einiger Zeit kommst du an einer hohen, alten Eiche vorbei. Auf dieser Eiche befindet sich das Nest vom Vogel Greif. Darin befinden sich drei Eier. Diese zerbreche." Nachdem der Zwerg dies gesprochen hatte, verschwand er.

Da zog Konstantin frohen Mutes weiter. Und siehe da, er kam nach einiger Zeit an der hohen Eche vorbei. Konstantin kletterte am Stamm empor und fand in den Wipfeln tatsächlich das Nest mit den drei riesigen Eiern vom Vogel Greif. Er kletterte in das Nest und zerschlug das erste Ei. Konstantin schwamm durch das Eiweiß zum Eidotter und fand dort eine wunderschön glänzende bronzene Rüstung vor. Konstantin zog die Rüstung an und kletterte die Eiche hinunter. Konstantin lief zum roten Berg weiter. Dort angekommen blieb er stehen und rief: "He! Drache! Komm heraus, ich will meine Brüder befreien!". Da rief der Drache mit tiefer Stimme: "Ho, ho, ho, bis jetzt hat mich keiner besiegt, dann wirst du es auch nicht schaffen!" und kam mit großen Schritten feuerspeiend aus dem Berge gerannt. Konstantin lies sich nicht entmutigen und lief auf den Drachen zu. Sie begannen  zu kämpfen.

Konstantin schlug dem Drachen hierhin und dorthin, stach mit seinem Schwert  hier zu und dort zu. Als die Sonne unterging waren der Drache und Konstantin erschöpft. Der Drache zog sich wutschnaubend in seinen Berg zurück. Konstantin lief zur hohen Eiche, kletterte in das Nest und zerschlug das zweite Ei, schwamm durch das Eiweiß zum Dotter. Dort befand sich eine wunderschön glänzende silberne Rüstung. Er zog sie an und kletterte vom Baum. Plötzlich war Konstantin wieder frisch gestärkt und munter und lief so zum roten Berg zurück. Vor dem Berg blieb er stehen und rief: "He! Drache! Komm heraus, ich will meine Brüder befreien!". Der Drache antwortete mit tiefer Stimme: "Ho, ho, ho, du hast mich jbis jetzt noch nicht besiegt, so wird es dir auch diesmal nicht gelingen!", und kam mit großen Schritten, feuerspeiend aus dem Berg gerannt. Konstantin lief auf den Drachen zu und sie begannen zu kämpfen. Konstantin schlug hierhin und dorthin, stach mit seinem Schwert hier zu und dort zu und als die Sonne unterging, hörten sie auf zu kämpfen und der Drache verschwand, aus vielen Wunden blutend, wutschnaubend in seinem Berg.

Konstantin lief zur hohen Eiche zurück, kletterte den Stamm empor, gelangte in das Nest des Vogel Greif und zerschlug dort das dritte und letzte Ei. Er schwamm durch das Eiweiß zum Eidotter und fand dort eine wunderschön glänzende goldene Rüstung vor. Konstantin nahm sie an sich, kletterte den Baum hinab und zog die Rüstung an. Plötzlich war Konstantin wieder frisch gestärkt und munter und lief so zum roten Berg zurück. Vor dem Berg blieb er stehen und rief: "He! Drache! komm heraus, ich will meine Brüder befreien!". Der Drache antwortete mit tiefer Stimme: "Ho, ho, ho, du hast mich bis jetzt noch nicht besiegt, so wird es dir auch diesmal nicht gelingen!", und kam mit großen Schritten feuerspeiend aus dem Berg gerannt. Konstantin lief auf den Drachen zu und sie begannen zu kämpfen. Konstantin schlig hierhin und dorthin, stach mit seinem Schwert hier zu und dort zu und als die Sonne am höchsten Punkt am Himmel stand, holte Konstantin mit seinem Schwert aus und schlug dem Drachen mit einem Streich den Kopf vom Rumpf ab. Der Drache fiel in den Staub und alle Verliese im roten Berg öffneten sich. Da kemen all die Menschen, die der Drache gefangen genommen hatte, aus dem Berg gerannt und liefen jubelnd nach Hause. Auch die zwei Brüder von Konstantin kamen aus dem Berg und fielen Konstantin freudig um den Hals.

Dann holte Konstantin die Prinzessin Isabelle aus dem roten Berg und brachte sie auf ihres Vaters Schloss. Der König und die Königin und alle Menschen in dem Königreich jubelten und feierten drei Tage lang. Konstantin holte seine Eltern und seine Brüder auf das Schloss und sie durften soviel essen und trinken wie sie wollten. Nach drei Tagen verkündete der König die Hochzeit seiner Tochter mit Konstantin und schenkte ihm das halbe Königreich.

Konstantin und Prinzessin Isabelle lebten glücklich bis an ihr Lebensende zusammen und regierten weise und gerecht das Königreich, so dass zu ihren Lebzeiten Frieden herrschte.

2010 geschrieben für meinen Sohn